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Die Adivasi

Adivasi bedeutet „erste Bewohner“ und bezieht sich auf die Ureinwohner Indiens und angrenzender Länder. Deren Vorfahren mußten im Zug der indo-europäischen Einwanderung, die um 1500 v. Chr. begann und bis 500 v. Chr. andauerte, in entlegene Wald- und Berggebiete zurückweichen. Dort konnten sie teilweise bis heute ihre traditionellen Lebensformen bewahren.

Die Einwanderer richteten in Jahrhunderten das Kastensystem zur Sicherung ihrer Vorherrschaft ein. Die Adivasi stehen außerhalb dieses Kastensystems und damit in der Gesellschaft ganz unten. Aus Widerstand und Selbstbehauptung verbreiteten Anfang des 20. Jahrhunderts politisch aktive Ureinwohner den Sanskrit-/Hindi-Ausdruck „Adivasi“, der heute weithin verwendet wird.

Der Adivasikünstler Jamsheed

Viele Jahre musste Jamshed in Bombay im Souterrain eines Hauses Postkarten malen. Dafür erhielt der Künstler 50 Cent pro Tag. Irgendwann entschloss er sich, zurück in sein Dorf zu gehen und dort von der traditionellen Malerei der Adivasi, der Ureinwohner Indiens, zu leben. Heute bemalt er Häuser. Der Auftraggeber bestimmt die Geschichte: Geburt, Hochzeit oder andere Ereignisse werden festgehalten. Aber eigentlich ist Jamsheed ein freier Schriftsteller. Erst zeichnet er die alten Geschichten auf Ziegenhäute und erzählt sie dann seinen Gästen.

Jamsheet_storytelling_1

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Die Vertriebenen von Rourkela

1953 begann die indische Regierung in Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland die Planung und Errichtung eines Stahlwerkes. Mit Zulieferern waen ca. 5000 deutsche Firmen an der Errichtung des Hüttenwerkes beteiligt. Es war das erste und wichtigste Nachkriegsprojekt, mit der die deutsche Industrie ihre neu gewonnene internationale Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellen konnte. Es steht am Beginn der deutschen Exporterfolge. Das Stahlwerk, in dem heute 32.000 Menschen arbeiten, wurde auf dem Grund und Boden der Adivasi errichtet. Dazu wurden 32.000 Adivasi aus 32 Dörfern umgesiedelt. Sie sollten eine Kompensation für ihren Landverlust erhalten, was jedoch nie geschah. Hunderte wurden in den Dschungel deportiert, viele von ihnen starben an Krankheiten und Unterernährung. Andere wurden in Rourkela in Ghettos umgesiedelt. Das enteignete aber bis heute nicht genutze Land der Adivasi wurde niemals zurück gegeben. Die Bundesregierung weigert sich bis heute, ihre Mitverantung für die Enteignungen und Umsiedlungen anzuerkennen und Kompesationszahlungen zu leisten. Dies ist die Dokumentation einer Recherchereise nach Rourkela und in zum Teil mehr als 70 Kilometer entfernte Umsiedlungsorte mitten im Dschungel.

Documentation about the displaced Adivasi in Roukale, India

Documentation about the displaced Adivasi in Roukale, India

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Der Adivasi Widerstand gegen Landraub und Minenmultis

 

Seit merhr als 150 Jahren werden die indischen indigenen Gemeinschaften systematisch unterdrückt, entrechtet, enteignet und entmenschlicht. Auch die Unabhängigkeit von der britischen Kolonialmacht und sogar die ihnen in der indischen Verfassung garantierten Rechte haben die Situation nicht verändert. Im Gegenteil: Globalisierung und "India shining" (Der kapitalistische Mordernisierungsschub nach dem Zusammenbruch der Blockkonfrontation) beförderten die Landenteignung zum Nutzen kapitalistischer Profitmaximierung, juristisch legitimiert und befördert durch die Instrumentalisierung des indischen Staates. Der Widerstand der indigenen Bevölkerung Indiens formierte sich zunehmend in den vergangenen Jahrzehnten. Die Adivasi, wie sich die indigenen Ureinwohner Indiens selbst bezeichnen sind inzwischen die größte oppositionelle Bewegung Indiens.

Inhalt:

 

1. Stan Swamy - "It will be black desert"

Den Auftakt macht ein Gespräch zwischen dem Adivasi Aktivisten und Menschenrechtler Stan Swamy und dem Journalisten Michael Briefs. Swamy war jesuitischer Pater und 50 Jahre Unterstützer des Adivasi Widerstandes gegen Minenmultis. In dem Gespräch geht es um darum, wie genau das Vorgehen der Regierung und der multinationalen Konzerne bei der Landenteignung der Adivasi funktioniert, wie sich der friedliche Widerstand organisiert und welche Unterstützung indische und ausländische Aktivisten geben können. Stan Swamy starb am 5.7.2021 als ältester poltischer Gefangener Indiens mit 84 Jahren im Gefängnis von Bombay. Das Gespräch führte Michael Briefs 2004 im indischen Bundesstaat Jharkhand.

2./3./4. Bulu Imam - "Learn from us" / "We wiped out nine-tenth of civilasation" / "You have to give a real alternative"

Drei "takes" mit dem Philosophen, Umweltaktivisten und Menschenrechtler Bulu Imam. Zunächst spricht er über die Ursachen und im zweiten "take" über die konkreten Folgen der vom Weisten importierten Moderne unter anderem in Indien und China. Im letzten "take" beginnt er die Idee einer globalen Alternative zum westlichen Konzept der Moderne zu umreißen. Diese beruht auf Ablehnung moderner Entwicklungskonzepte, wie sie bis in die Gegenwart zum Nutzen globalisierter Eliten, unabhängig vom politischen System, vorangetrieben werden. DieseModerne ist eine "kanibalistische Moderne", deren Konsequenzen vorallem in den Ländern des Südens katastrophale Konsequenzen zeitigt. Durch sie wird aktiv die Auslöschung von kultureller und natürlicher Vielfalt betrieben. Der Klimawandel ist nur eine Konsequenz. Die globalen Folgen gefährden das Überleben der gesamten Menschheit. Das Gespräch wurde 2004 im Haus von Bulu Imam geführt.

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